Menschenansammlungen, Platzsturm, Pyrotechnik

Gegen Personalmangel hilft Videotechnologie: Crowd Management im Stadion verbessern

Zunehmende Personalknappheit und behördliche Anforderungen bereiten Stadionbetreibern Kopfzerbrechen. Mit dem Einsatz der richtigen Videotechnologie effektivieren Stadionbetreiber ihr Crowd-Management, verringern Bußgeldzahlungen und erhöhen die Sicherheit von Fans, Spielern und Mitarbeitern.

Nach dem Ende der aufgrund der COVID-19-Pandemie auferlegten Fußball-Abstinenz ist die Erleichterung groß: Fußballfans auf der ganzen Welt durften wieder Fußballspiele live in den Stadien verfolgen und ihre Lieblingsmannschaft anfeuern, und zwar ohne erhebliche „pandemische“ Einschränkungen wie begrenzte Sitzplätze und Social Distancing in den Stadien. Die damit verbundene Emotionalität bringt jedoch auch schon fast vergessene Probleme wieder ans Tageslicht: z. B. das Erstürmen des Spielfelds durch Fans während oder nach dem Spiel, der Einsatz von Feuerwerkskörpern und Pyrotechnik oder die leider immer wiederkehrenden rassistischen Beleidigungen.

Adrenalingeladene junge Männer und zu wenige Ordner
Insbesondere junge männliche Erwachsene legen bedenkliches oder sogar kriminelles Verhalten an den Tag. Die Einschränkungen durch die Pandemie haben die Probleme sicherlich noch verschärft, da diese Bevölkerungsgruppe nicht die Möglichkeit hatte, sich in Bars und Clubs auszuleben. Jetzt, nach dem gefühlten Ende der Pandemie, nicht selten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss tut natürlich die Fanatmosphäre im Stadion das ihre.  Verschärfend kommt hinzu, dass es einen enormen Personalmangel bei Security-Kräften gibt. Die Situation ist in allen europäischen Ländern ähnlich: In England sind viele vormalige Sicherheitsmitarbeiter in ihre Heimatländer zurückgekehrt, in Deutschland haben sich viele Mitarbeiter – wie auch in der Gastronomie – neue Jobs gesucht. Neben faktisch zu wenig Personal fehlt es nun auch zusätzlich noch vielen neu eingestellten Mitarbeitern an der notwendigen Erfahrung und Ausbildung.

Platzsturm: sehr enges Zeitfenster, aber erkennbare Vorzeichen
Diese Umstände begünstigen eine der größten Herausforderungen bei der Bewältigung von Menschenansammlungen: den Platzsturm. Von einem einzelnen Flitzer bis hin zu Hunderten oder gar Tausenden von Fans, die das Spielfeld erstürmen – ein Albtraum für jeden Stadionbetreiber, der kaum eine Chance hat, den Überblick zu behalten und die Sicherheit aller Anwesenden zu gewährleisten. Dabei gibt es bei den meisten Platzerstürmungen Aktivitäten im Vorfeld, die fast immer nach dem gleichen Schema ablaufen: Die Fans verlassen ihre Plätze und bilden einen Pulk im vorderen Bereich der Tribüne. Danach gibt eine Person den Anstoß und stürmt, gefolgt von den dahinter liegenden Menschenmassen, auf das Spielfeld.

Problemlösung: Gesamtüberblick und Detailansicht gleichzeitig im Griff
Neben einigen Ansätzen wie den in Großbritannien kürzlich eingeführten lizenzierten Stehplätzen, bei denen die Vereine Geländer zwischen den einzelnen Zuschauerreihen aufstellen, um einem einfachen „Ansturm nach vorne“ entgegenzuwirken, kann auch die Videotechnik eine präventive Wirkung haben. Hochauflösende Kamerasysteme, die mit mehreren Sensoren unterschiedlicher Brennweite ausgestattet sind (sogenannte Multifocal-Sensorsysteme), ermöglichen einen Gesamtüberblick über das gesamte Geschehen sowie eine beliebige Anzahl gleichzeitiger Nahaufnahmen durch mehrere Operatoren. Auf diese Weise lässt sich das Verhalten von Menschenmengen und einzelnen Zuschauergruppen genau beobachten. Dadurch können Sicherheitspersonal und Polizei im Kontrollraum die Sicherheitslage besser verstehen, die Ordner präzise informieren und diese anweisen, bestimmte Fantribünen gezielt anzusteuern. Dort können die Sicherheitskräfte dann gezielt weitere Maßnahmen zur Beruhigung der Lage ergreifen. Das Gleiche gilt für das Gedränge an den Eingängen, wenn z. B. Fans ohne gültige Eintrittskarte versuchen, ins Stadion zu gelangen. Auch hier tragen Multifocal-Sensorsysteme, die große Entfernungen und Flächen mit viel weniger Screens abdecken können als konventionelle Systeme, erheblich dazu bei, die Situation besser einzuschätzen und die Gesamtlage besser unter Kontrolle zu behalten.
Der zentrale Vorteil dieser Technologie ist, dass diese Systeme es den Betreibern und der Polizei ermöglichen, den Gesamtüberblick über das sich abspielende Geschehen zu behalten und gleichzeitig Einzelansichten in so vielen Bereichen wie nur nötig verfügbar zu haben. Auf diese Weise können auftretende Probleme direkt an ihrem Entstehungsort erkannt und bekämpft werden.

Pyrotechnik und Werfen von Gegenständen: das Spiel mit dem Feuer
Eine weitere Herausforderung ist der Einsatz von Pyrotechnik: Das Zünden von explosiven Stoffen oder Feuerwerkskörpern, die bei Menschen Gehörschäden, Brandverletzungen oder eine Massenpanik auslösen können. Auch das Werfen von Gegenständen wie Münzen oder Feuerzeugen ist eine häufige Bedrohung. In diesem Fall eignen sich Kamerasysteme besonders gut für die Erkennung solcher Vorfälle, wenn sie den gesamten Bereich der Tribüne mit einer ausreichend hohen Auflösung (mehr als 250 px/m gemäß
IEC 62676-4) und einer flüssigen Bildrate (30 fps) abdecken, um gerichtsverwertbare Aufnahmen zu erhalten.

Häufig sind die Täter zum Zeitpunkt der Zündung maskiert und / oder verlassen den Ort, an dem die Pyrotechnik zum Einsatz kommt, sehr schnell. In diesem Fall ist es besonders wichtig, große räumliche Zusammenhänge mit möglichst wenigen Kameraperspektiven und Bildschirmen zu erfassen. Dies gestattet eine effiziente Untersuchung und Nachverfolgung. In Verbindung mit einer leistungsfähigen Videomanagement- und Leitstellensoftware können auch digitale Ereignisdateien erstellt werden, in denen die zugehörigen Bild-, Video- und Tonaufnahmen sowie Kommentare, Zeugenaussagen usw. gesammelt und an die Polizeibehörden übergeben werden können. Viele Vereine berichten, dass die von den Behörden besonders in diesen Fällen verhängten Bußgelder um mehrere zehntausend Euro/Pfund niedriger ausfallen, wenn sie nachweisen können, dass eine ausgefeilte und bewährte Sicherheitstechnologie eingesetzt wurde, um solche Vorfälle zu beheben und in Zukunft zu verhindern.

Integration führt zu schnelleren und besseren Entscheidungen
Ebenso wichtig ist es, einen unmittelbaren Überblick über andere Sicherheitssysteme wie Zugangskontrolle, Einbruchmeldeanlagen und Brandmeldeanlagen zu haben. Drohende Gefahren, zum Beispiel wenn eine verschlossene Tür gewaltsam geöffnet wird, kann das Zutrittskontrollsystem an eine übergeordnete Leitstellensoftware melden. Durch die intelligente Verknüpfung von Türstandorten und den zugehörigen Blickwinkeln der installierten Videokameras können diese Systeme Alarme auslösen, und die Bediener können diese Alarme sofort mit den Videobildern verifizieren und weitere Maßnahmen ergreifen. So können zum Beispiel während der Evakuierungsmaßnahmen alle Türen entriegelt, Poller überwacht und Abläufe visuell überprüft werden.

Über den Spieltag hinausdenken: KI gegen Fassadenkletterer und andere Bedrohungen
Sicherheit ist neben den Herausforderungen an Spieltagen auch dann wichtig, wenn Konferenzen, Firmenveranstaltungen und andere Events anstehen. Ein Trend ist das sogenannte „Buildering“ bzw. Fassadenklettern, bei dem Abenteurer zum Beispiel auf Stadiondächer klettern, um Selfies und Fotos für die sozialen Medien zu machen. In diesen „sterilen Zonen“ kann das Zusammenspiel von Videokameras und KI-basierter Objektklassifizierungssoftware dazu beitragen, einen „Intrusion Detection“-Alarm im Falle eines unerlaubten Eindringens auszulösen, wenn das System eine Person in dieser verbotenen Zone erkennt. Die Sicherheitskräfte können entsprechend eingreifen und die Situation klären.

Schlussfolgerung und Ausblick
Kamerasysteme, wie Panomera® Multifocal-Sensorsysteme von Dallmeier, bieten bereits heute zahlreiche Möglichkeiten, das Crowd Management durch hochauflösende Aufnahmen großer räumlicher Zusammenhänge maßgeblich zu unterstützen. Darüber hinaus profitieren Stadionbetreiber von ausgefeilten Gebäude- und Leitstellenkontrollsystemen, mit denen sie in Risikosituationen alle Sicherheitssysteme über eine einheitliche und intuitive Benutzeroberfläche steuern können. Mit der rasanten Entwicklung der KI-basierten Videoanalyse wird es in Zukunft zahlreiche Anwendungen geben, die das Crowd Management verbessern können, wie etwa auch die Verfolgung und die automatische Suche von Personen anhand bestimmter Merkmale wie Kleidungsfarbe, die automatisierte Verfolgung von Personen im gesamten Stadium oder auch „Predictive Analysis“ problembehafteter Situationen.

Aber unabhängig von den künftigen Analyse-Möglichkeiten werden qualitativ hochwertige Kamerabilder immer das Herzstück jeder Analyse-Lösung sein: Die Bildqualität bestimmt die Datenqualität, und bei den meisten Anwendungen ist das menschliche Auge für die endgültige Entscheidung erforderlich.

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