Ein Gütesiegel mit Wert(en)?

„Made in Germany – ein Label ohne Wert. Die Idee, eine Herkunftsangabe als Qualitätsnachweis, als Quasi-Gütesiegel zu verstehen, ist fast schon abenteuerlich gestrig.“

Süddeutsche Zeitung, 2013

Tatsächlich war die öffentliche Wahrnehmung des Gütesiegels „Made in Germany“, weitergefasst des Gütesiegels „Made in Europe“, in den letzten zehn Jahren aufgrund verschiedenster Faktoren, wie z. B. der Globalisierung mit weltweiten Liefer- und Fertigungsprozessen, nicht mehr präsent bzw. von nachrangiger Bedeutung. Erst mit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 sowie mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erlebte das Qualitäts- und Gütesiegel „Made in Europe“ seine Renaissance und eine gesteigerte Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit.

„Globalisierung zu Gunsten Einzelner“ heißt „Kompromisse bei den Menschenrechten“

Kein Wirtschaftsteilnehmer, weder die Unternehmen noch der Staat, kann sich davon ausnehmen, zu gleichen Teilen Teilnehmer und Nutznießer der Globalisierung samt seiner tatsächlichen, oder auch nur vordergründigen, Vorteile gewesen zu sein. Um es mit religiösen Worten zu formulieren:

Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!

Johannes 8, 7

Fast alle Marktteilnehmer wurden in den letzten Jahren vom Anspruchsdenken „Immer schneller, weiter, billiger“ angetrieben. Nachhaltigkeit, Ethik, gesellschaftliche Werte und Verantwortung, Ökologie sowie Sicherheit bzgl. Datenschutz, Datensicherheit und Lieferketten spielten dabei eine zunehmend untergeordnete Rolle – mit schwerwiegenden Folgen.

Speziell im Sportbereich lässt sich dies nahezu beispielhaft nachweisen. Man denke nur einmal an die Tatsache, dass mit der Vergabe von großen Sportveranstaltungen an autoritäre Regime, wie es beispielsweise bei den Olympischen Winterspielen 2022 der Fall war, nachweislich dokumentierte Menschenrechtsverletzungen wissentlich zu Gunsten Einzelner ignoriert werden. Ähnliches gilt im Bereich Fußball. Stichwort „Scheichclubs“.

KRITIS als Verhandlungsmasse in der Welt

Die schreckliche geopolitische Eskalation im Februar 2022 durch den russischen Angriffskrieg führt der Weltgemeinschaft zudem offen vor Augen, dass Nationen und deren Wirtschaftssysteme neben ihren eigentlichen funktional-technischen Aufgaben zudem von zunehmend geostrategischer, geopolitischer und sicherheitspolitischer Bedeutung sind. Dabei im Besonderen relevant sind deren kritische Infrastrukturen (kurz: KRITIS).

Hierzu zählen vor allem:

  • Energieversorgung
  • Informationstechnik und Telekommunikation
  • Transport und Verkehr
  • Staat und Verwaltung

Die Kriegssituation zeigt, dass Frieden und Rechtstaatlichkeit für die Industrie und deren kritische Infrastrukturen keinen selbstverständlichen Rahmen mehr darstellen. Vielmehr fungiert die technische und geopolitische Integrität der KRITIS als Voraussetzung oder „Verhandlungsmasse“ in der Welt.

Alles nur Greenwashing“?

Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben die wahren Probleme, Engpässe, Abhängigkeiten und ethisch-gesellschaftlichen Verwerfungen ungeschönt ans Tageslicht treten lassen. Viele argumentieren deswegen beinahe reflexartig konträr zum ursprünglichen Anspruchsdenken. Fast schon inflationär, „bullshitbingohaft“ und „greenwashingmäßig“ sehnen sie sich nach neuen, wahrhaften Qualitäts- und Werteindikatoren, wie z. B.

  • „Made in Germany“
  • „Made in Europe“
  • Nachhaltigkeit
  • Klimaneutralität
  • gesellschaftlicher und ethischer Verantwortung
  • der Einhaltung von Datenschutz- und Datensicherheitsnormen wie z. B. der DSGVO oder anderer Compliance-Regeln

Zu Recht, wenn Sie mich fragen! Diese Argumentationen und Leitbilder zielen aus meiner Sicht genau in die richtige Richtung. Und ja, wir als Dallmeier Gruppe haben ebendiese bereits VOR der Pandemie vertreten.

„Made in Europe“ – Ein Gütesiegel mit Wert(en)

Made in Europe / Made in Germany“ war schon immer ein „Label und Gütesiegel mit Wert und Werten“. Aufgrund der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen, jetzt zu Recht mehr als je zuvor, wie es sich am Beispiel des Aspekts „Sicherheit“ zeigt.

Am Beispiel Sicherheit: Der Wert des Gütesiegels „Made in Europe / Made in Germany“

  • Sicherheitsbedürfnis ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen (Maslow‘sche Bedürfnishierarchie, 1943)
  • Sicherheit und Resilienz hat viele Ebenen:
    • Sicherheit gegenüber Geschäftspartnern: Mit wem habe ich es zu tun?
    • Sicherheit bzgl. Vertrauenswürdigkeit, Glaubwürdigkeit und Lieferfähigkeit
    • Sicherheit der Innovationen und Technik („sicher“ vor unerwünschtem Zugriff Dritter)
    • Sicherheit bzgl. Ethik und Einhaltung von Menschenrechten
    • Sicherheit bei der Einhaltung von Datenschutz- und Datensicherheitsbestimmungen
    • Sicherheit bzgl. Recht & Compliance

Schlusswort

Natürlich ist einem jeden selbst überlassen, den Wert des Gütesiegels „Made in Europe / Made in Germany“ anhand seiner persönlichen Präferenzen, seien sie monetärer, immaterieller oder gesellschaftlicher Natur, zu beurteilen. Ich bin gespannt, ob und wie sich die Wahrnehmung und die Wertschätzung sowohl im B2C- als auch im B2B-Bereich wieder verändern wird, wenn sich „alle geopolitischen dunklen Wolken“ verzogen haben. Ich würde mir wünschen, dass die aktuell häufig zu hörende Forderung nach der Wiederherstellung der „digitalen, ökonomischen und sicherheitspolitischen Souveränität Europas“ nicht nur ein kurzlebiges Lippenbekenntnis ist.

Weitere Informationen:

„Made in Europe“ hautnah erleben:

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